Corona-Diskurse

Eine korpuslinguistische Analyse

Im Rahmen des Seminars „Angewandte Korpuslinguistik“ bei Prof. Noah Bubenhofer untersuchten wir den aktuellen Mediendiskurs zum Thema Covid-19. Dabei analysierten wir, welche Emotionen in verschiedenen Medien im Zeitraum vom Februar 2020 bis Januar 2021 auftraten, und wie sich die Emotionen zwischen den einzelnen Medien unterschieden.

Schüren die Schweizer Medien Panik?

Immer wieder wird die Behauptung aufgestellt, die Schweizer Medien würden Panik schüren und negative Stimmung verbreiten. Doch ist dies wirklich der Fall?

Um das herauszufinden, haben wir in den Corpora nach der Anzahl Einträge gesucht, die positive und negative Emotionen aufweisen.

Angst

Was bewegt die Menschen während der Pandemie. Haben sie Angst? Wird Angst von den Medien geschürt? Wir haben untersucht, in welchen Medien wie oft der Begriff „Angst“ vorkommt.

Stichwort: Impfung

Von Anfang an wurde die Impfung als Lösung für die Pandemie diskutiert. Im Dezember 2020 wurde schliesslich mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer der erste Impfstoff in der Schweiz zugelassen. Wie wurde die Impfung in den Medien diskutiert?

Auskunft darüber können sog. Kollokationen geben. Diese zeigen auf, welche Wörter im Zusammenhang mit einem Begriff auftauchen und wie häufig sie dies tun. Je grösser der Begriff in der Wordcloud unten angezeigt wird, desto häufiger tritt er in Zusammenhang mit „Impfung“, „impfen“ oder „Impfstoff“ auf.

Fazit

Die CH-Medien erstatteten grundsätzlich faktenbasiert und sachlich Bericht über die Covid-19 Pandemie und das damit verbundene Thema der Impfung. In den Skeptiker-Medien sowie innerhalb der Kommentarplattformen der grössten Schweizer Tageszeitungen wurde emotionaler über die Pandemie diskutiert. Dies lässt sich an den erhöhten Frequenzen und Häufigkeiten der emotional-codierten Worte ablesen sowie in den Wordclouds, welche die häufigsten Begriffe rund um das Thema «Impfen» aufzeigen. Zudem wurde im Skeptiker-Korpus im Vergleich zu den anderen Korpora am häufigsten das Thema der Angst behandelt.

Eine zunehmende Emotionalisierung im Corona-Diskurs ist aber zumindest im Verlauf des ersten Pandemiejahrs nicht feststellbar. Wie emotional die Diskussion in diesem Diskurs im zweiten Pandemiejahr geführt wird, könnte in einem weiterführenden Schritt untersucht werden.

Quellenlage und Methodik

Die verwendeten Daten der Korpora wurden aus folgenden Medien entnommen:

  • CH-Media-Korpus (Artikel): NZZ, Tagesanzeiger, Blick, 20 Minuten und AZ-Medien
  • Kommentar-Korpus (Kommentare): Blick, Nau, SRF, 20 Minuten und Watson
  • Skeptiker-Korpus (Artikel und Kommentare): Compact, Corona_Transition, Inside Corona, KenFM_de, PI_News, Rubikon und Zeitpunkt

Die drei untersuchten Phasen wurden folgendermassen eingeteilt:

  • 1. Phase (1.Welle): Februar 2020- Mai 2020
  • 2. Phase (Sommer): Juni 2020- September 2020
  • 3. Phase (2.Welle): Oktober 2020 – Januar 2021

Für sämtliche Abfragen wurde die Korpusplattform des Deutschen Seminars der UZH verwendet: https://korpuspragmatik.ds.uzh.ch

Der Suchschlüssel zur Abfrage der Emotionen basierte auf der folgenden Theorie: https://www.psychologie.uni-heidelberg.de/ae/allg./lehre/wct/e/E24/E2402plu.html

mp, se, vd