Im Rahmen des Seminars „Angewandte Korpuslinguistik für Schule, Journalismus und Öffentlichkeit“ an der Universität Zürich (HS21) bereiteten wir eine Doppellektion zum Thema Korpuslinguistik vor. Anhand einer theoretischen Einführung und entsprechenden praktischen Übungen soll den Schülerinnen und Schüler die Thematik etwas näher gebracht werden. Die Relevanz sowie auch die gesellschaftliche Bedeutung von Sprache stehen im Fokus.
Die Lektion startet mit einer kurzen Einleitung ins Thema und führt dann über in eine Übungssequenz, welche mithilfe des digitalen Wörterbuchs „DWDS“ von den Schülerinnen und Schüler gelöst werden soll und in einem Austausch im Plenum mündet. Die Lektion endet mit einem kurzen Fazit.
Unterrichtsmaterialen, welche gerne so heruntergeladen und für entsprechende Unterrichtslektionen frei verwendet und angepasst werden dürfen, untenstehend:
Am 07.02.2022 konnte ich das Konzept in einer 5. Klasse an der Kantonsschule Enge ausprobieren. In einem Vorbereitungsgespräch mit der Lehrperson ging hervor, dass das Untersuchen von Synonymen ein grosses Potenzial an der Schule hat, da einige Schüler Synonyme so verstehen, als ob sie die genau gleiche Bedeutung haben. Deshalb sei es spannend die unterschiedlichen Konnotationen mit dem DWDS anzuschauen, um den Schülern ein Gespür für die Nuancen und Implikationen der verschiedenen Bedeutungen zu geben. Aufgrund der Grösse der Klasse, fügte ich beim Arbeitsblatt eine weitere Tabelle hinzu um Vierergruppen zu machen.
Die neue Tabelle beinhaltete die folgenden Begriffe: Krimineller / Kriminelle, Sträfling , Straftäter / Straftäterin und Verbrecher / Verbrecherin.
Eine andere Änderung betraf die Reihenfolge der Folien. Nach einer kurzen Vorstellung wollte die Lehrperson und ich eigentlich direkt ins Anwendungsbeispiel einsteigen, aber aufgrund der Fragen der Schüler holten wir die Definition der Linguistik und der Korpuslinguistik vorweg. Die Lehrperson und ich versuchten die Schüler diskursiv und mit Fragen näher an die Definition zu bringen. Das Bild der Linguistik der Schüler beschränkte sich vor allem auf die Grammatik und wir haben versucht ihnen ein Bild für die Vielzahl an Bereichen der Linguistik zu geben und zu erklären, dass die Korpuslinguistik einer dieser vielen Teilbereiche ist. Das Anwendungsbeispiel kam sehr gut an und die Klasse fand es unterhaltsam mit den Daten der Messengerdienste Aussagen über die Verwendung von „cringe“ zu machen. Es hat mich überrascht wie die Schüler nicht nur einen Dialog mit der Lehrperson und mir geführt, sondern auch Bezug aufeinander genommen und über die verschiedenen Verwendungen diskutiert, haben.
Die Schüler kannten zwar das DWDS, aber sie waren nur mit der DWDS-Wörterbuchfunktion vertraut. Das etymologische Wörterbuch, die Wortverlaufskurven und das DWDS-Wortprofil waren neu für sie.
Die erste Gruppenarbeit kam gut an. Wir teilten die Schüler in Vierer Gruppen und liessen sie die verschiedenen Begriffsgruppen wählen, mit denen sie sich auseinandersetzen sollten. In der Diskussion wurden die Fragen der eigentlich „zweiten Gruppenarbeit“ bereits natürlich aufgeworfen und wir konnten bereits dann darüber diskutieren. Das Einzige was nicht so gut ging, ist, dass sich die Schüler innerhalb der Gruppen nicht immer untereinander ausgetauscht haben. Die meisten Gruppen teilten sich die Begriffe innerhalb der Gruppe auf und suchten einzeln danach und deshalb war die Diskussion im Plenum auch dafür da um die potentiellen Zusammenhänge zwischen den Begriffen zu diskutieren. Also zum Beispiel die verschiedenen Konnotationen, Registerunterschiede oder die potenziellen Zusammenhänge der Wortverlaufskurven.
Weil die Fragen der zweiten Gruppenarbeit bereits in der Plenumsdiskussion der ersten Gruppenarbeit beantwortet wurden, öffneten wir den Raum um allgemeine Fragen zum Studium und zur Universität zu stellen. Die meisten Fragen bezogen sich auf die Studienalltag (vor allem der Zeitaufwand), der Aufbau der Vorlesungen und der Seminare und auch über die Anmeldung an der Universität. Es gab wenige Fragen die sich konkret um die Linguistik oder um das Germanistik Studium drehten, aber das könnte auch damit zu tun haben, dass die wenigsten Schüler sich bereits konkret Gedanken über das Studium gemacht haben. Auch wenn diese offene Fragestunde den Schülern den Raum geboten hat generelle Fragen zu stellen, könnte das auch ein Indiz dafür sein, dass der Bezug zur Universität sich vielleicht eher für eine 6. Klasse eignen würde. Aber die Schüler hatten Spass an diesem Einblick in die Linguistik und an der Diskussion über die Sprache.
Daniel Kern, 06.03.2022